Der Schönberg

Der Schönberg

Grüß Gott und herzlich willkommen zurück bei „Wandern mit Dr. Sebastian Voigt“! Nach den letzten Touren auf den bekannteren Gipfeln rund um den Tegernsee möchte ich Euch diesmal einen Berg vorstellen, der vielen Münchner Wanderfreunden noch immer als Geheimtipp gilt: den Schönberg bei Lenggries. Mit seinen 1.629 Metern Höhe ist er kein gewaltiger Gipfel, aber ein wunderschöner, ruhiger Berg mit herrlicher Aussicht, abwechslungsreicher Landschaft und einem Charme, der an die Ursprünglichkeit der Voralpen erinnert.

Der Schönberg gehört zur Benediktenwandgruppe und liegt südlich von Lenggries – also mitten in jenem Gebiet, das die Übergangszone zwischen den sanften Vorbergen und dem alpinen Gelände markiert. Der Name ist Programm: „Schönberg“ nennt man ihn nicht umsonst. Er ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein Berg keine spektakulären Felsformationen braucht, um zu beeindrucken. Sein Reiz liegt in der Kombination aus blühenden Almwiesen, stillen Waldwegen, freundlichen Hütten und einem Panorama, das sich weit über das Isartal bis zum Karwendel zieht.

Während die benachbarte Benediktenwand viele Besucher anzieht, bleibt der Schönberg erstaunlich ruhig. Wer also das Gefühl sucht, in der Stille der Berge wirklich anzukommen, ist hier goldrichtig.

Ausgangspunkt – Vom Hirschbach über Almen zum Gipfel

Der klassische Startpunkt liegt am Parkplatz Hirschbach südlich von Lenggries. Die Anfahrt von München dauert rund 1 Stunde und 15 Minuten. Von hier führt der Weg zunächst über Forststraßen und schmale Pfade durch dichte Bergwälder, begleitet vom Rauschen des Hirschbachs, der dem Tal seinen Namen gibt.

Der Aufstieg beträgt rund 900 Höhenmeter und ist technisch unschwierig, aber anhaltend steigend – eine angenehme Mischung aus sportlicher Bewegung und Naturgenuss. Nach etwa anderthalb Stunden erreicht man die Schönbergalm, eine weite, offene Almfläche mit grasenden Kühen, alten Holzställen und einem ersten Vorgeschmack auf das Panorama. Im Frühsommer ist dieser Abschnitt besonders schön, wenn die Wiesen in einem Teppich aus gelbem Enzian, Trollblumen und Alpenrosen erblühen.

Von hier führt der Steig weiter durch lichte Latschen und über ein kleines Kar bis zum Gipfel. Der letzte Anstieg zieht sich über einen schmaleren Pfad, bleibt aber gut begehbar. Nach insgesamt rund 2,5 bis 3 Stunden erreicht man das Gipfelkreuz des Schönbergs.

Oben angekommen, wird man mit einem jener Ausblicke belohnt, die still, aber eindrücklich wirken. Nach Süden breiten sich die schroffen Zacken des Karwendels aus, im Osten zeigt sich die Benediktenwand in voller Pracht, und nach Norden öffnet sich das Isartal mit Blick bis weit ins bayerische Alpenvorland.

An klaren Tagen reicht der Blick bis zum Starnberger See, manchmal sogar bis zu den fernen Höhen der Ammergauer Alpen. Der Schönberg ist einer jener Gipfel, auf denen man bleibt – nicht nur für ein Foto, sondern für ein paar Minuten des wirklichen Innehaltens. Es gibt keine große Hektik, keinen Rummel, keine überlaufene Hütte. Nur das Rauschen des Windes, das leise Klingen der Kuhglocken aus dem Tal und das Gefühl, für einen Moment ganz oben zu sein.

Wer nicht denselben Weg zurückgehen möchte, kann die Tour zu einer schönen Rundwanderung erweitern: Über die Probstalm führt ein alternativer Abstieg durch stille Waldpassagen und lichte Hänge zurück nach Hirschbach. Diese Variante ist etwas länger, aber abwechslungsreicher – ideal für alle, die den Tag voll auskosten möchten.

Für eine gemütliche Einkehr empfiehlt sich ein Abstecher zur Lenggrieser Hütte, die unterhalb des Schönbergs liegt. Hier gibt es klassische Brotzeiten, hausgemachten Kuchen und – wenn man Glück hat – einen freien Platz auf der Sonnenterrasse mit Blick ins Tal.

Im Winter ist der Schönberg übrigens auch mit Schneeschuhen ein Erlebnis, allerdings sollte man dann auf Lawinenwarnungen achten und den oberen Abschnitt meiden.

Der Schönberg als Inbegriff des echten Wanderns

Der Schönberg ist kein spektakulärer Gipfel, sondern einer dieser stillen Berge, die sich nicht aufdrängen, sondern mit jedem Schritt vertrauter werden. Er steht für eine Art des Wanderns, die weniger mit Rekorden als mit Rhythmus zu tun hat – mit Bewegung, die sich einfügt in das, was die Natur vorgibt.

Wer die Benediktenwand kennt, wird den Schönberg mögen. Wer den Trubel der Rotwand schon erlebt hat, wird ihn lieben. Und wer einfach nur ein paar Stunden Ruhe und Aussicht sucht, wird ihn so schnell nicht vergessen.

Euer Dr. Sebastian Voigt

 

Ps.: Findet mich auch auf ISSUU, Linktr.ee, kress, Medium, about.me, proven-expert und auf Mataroa.blog!